Frühstück mit Mathias Ackermann
Einkaufen ohne Maske
ich komme mir vor wie auf einem anderen Planeten, denn ich möchte Gipfeli (Schweizer Croissants) für Mathias und mich zum Frühstück kaufen. Der Supermarkt ist gleich um die Ecke und ich schaue mal, wie das in der Schweiz denn nun so ist. Ich war ja schon lange nicht mehr hier. Und siehe da, keiner trägt eine Maske und was soll ich sagen, es ist echt ein seltsames Gefühl, so frei zu sein. Ich bin es nicht mehr gewohnt, aber ich geniesse es. An der Kasse spreche ich die Frau direkt darauf an, wir unterhalten uns ein wenig darüber und auch auf die anderen Kunden springt meine Lebensfreude angesichts der nicht benötigten Maske über. Es ist so schön, freundliche – ganze – Gesichter zu sehen. So lachend und fröhlich kann der Tag beginnen. Und es geht gerade so weiter.
Im Mode- und Nähatelier
Mathias ist schon seit sechs Uhr an der Arbeit, ich trudle kurz nach 9:00 mit den Gipfeli ein. Es gibt viel zu erzählen und ich fühle mich in seinem Nähatelier so wohl wie man sich nur wohl fühlen kann, wenn man gerne näht. Ich liebe diese Farbenvielfalt an Garnen, die Stoffe, die an der Wand lehnen und die Schneiderpuppen, die mit halben Musterschnitten da stehen und darauf warten, weitere Kleider angezogen zu bekommen. Auch ein Brautkleid steht bei Mathias, das aus seiner Hand entstanden ist.
Über 20 Jahre haben mich Brautkleider bei meinen Reisen als Handelsvertreterin begleitet, die ich an Brautgeschäfte verkauft habe. Nun bricht eine ganz andere Zeit an. Geblieben sind die Brautschuhe, mit denen ich immer noch sehr gerne meine Kunden besuchen werde. Spontan würde ich sofort einen Stopp in Büren an der Aare machen und bei Mathias arbeiten, wenn meine Bestimmung momentan nicht eine andere wäre. Nämlich die Reise zu mir selbst. Aber ich bin sicher, wenn ich zurück bin, wird es eine Zusammenarbeit mit Mathias geben, denn ich darf seine Schnitte verwenden, die genial sind und in meinem Hinterkopf formt sich bereits eine Nähreise dazu. Aber erst geht es nach Spanien.
Neuchâtel und Cortaillod
Mittags suche ich einen Platz wo ich mit Minnie ein wenig laufen kann, damit sie (und ich auch) Bewegung bekommt. Ich fahre von der Autobahn ab nach Petit Cortaillod, ein kleines verträumtes Städtchen. Am Hafen bleibe ich stehen und bin ein wenig traurig, dass das Restaurant nicht geöffnet hat, es ist wohl noch zu früh im Jahr. Es wird trotz allem ein schöner Spaziergang und dann geht die Reise weiter. Der Wetterbericht sagt, dass es am Nachmittag kälter werden soll, deshalb steuere ich einen Rastplatz an und mache eine kurze Mittagspause. Minnie hat keine Lust wieder einzusteigen, aber wir müssen ja weiter und so ein Rastplatz lädt nicht wirklich zum bleiben ein und wenn er noch so schön ist. Die Strecke ist landschaftlich wunderschön und ich geniesse die Aussicht. Minnie wird immer unruhiger und ich weiss nicht, was sie hat. Es ist ein anstrengender Abschnitt, weil es gerade keine Möglichkeit gibt stehen zu bleiben. Ich bin kurz vor der Grenze zu Frankreich. Endlich gibt es einen Rastplatz und ich kann mit Minnie raus. Alles klar, sie muss etwas gefressen haben, was sie nun wieder hergibt. Ein toller Hund, ich bin dankbar, dass sie es nicht im Auto gelassen hat. Es gibt eine kleine Spielrunde, danach liegt sie brav in ihrem Hundekörbchen nebenan.
Wo übernachte ich heute
die tägliche Herausforderung ist diese Frage. Ich kenne sie vom Außendienst und auch da war es nicht immer einfach, wobei uns das Internet heute schon sehr viel erleichtert. Bei dieser Reise kommt jedoch hinzu, dass ich für die Übernachtung nicht viel Geld ausgeben will oder sollte…. sparen ist angesagt und vieles mehr. Was braucht man wirklich im Leben? Ich fahre durch eine wunderschöne Gegend kurz vor Grenoble und beschließe hier in der Nähe zu übernachten und nicht bis Orange weiterzufahren, weil es hier ja so schön ist. Die Uhr im Auto zeigt mir 16:30, das Wetter ist herrlich 22 Grad warm, da kann ich noch mit Minnie einen schönen ausgedehnten Spaziergang machen. hrs, trivago, booking.com wurden befragt und die Favoriten liegen ein Stück des Weges zurück, das geht natürlich nicht. Also weitersuchen, es gibt hier tatsächlich ein Hotel für 45,- € das ist doch ein Schnäppchen, das sehe ich mir an. Na klar, Industriegebiet, wie sollte es anders sein, ein nicht einladender Klotz, so muss es dann doch nicht sein. Ich fahre wieder weg, umrunde den Kreisverkehr zweimal, komme mir doof vor und muss lachen. Dann sehe ich eine Gärtnerei, ich sollte doch Frauenmantel mitbringen, vielleicht bekomme ich den hier, denn bei uns war es zu früh. Ein Versuch war es wert, gibt es nicht. Die Zeit rennt in solchen Situationen und mir wird plötzlich bewußt, das die Uhr in meinem Auto keine Sommerzeit hat. Es ist also bereits eine Stunde später als ich dachte. Nun 18:00 und ich bin müde. Neben dem Klotz gibt es noch ein Hotel, das sieht auch nicht wirklich einladend aus, aber ich beschliesse doch, es zu nehmen. 74,-€ geht ja noch und Minnie bekommt einen Spaziergang im Industriegebiet, ihr ist es völlig egal, aber ich schaffe es superschöne Fotos zu machen, denen man all das nicht ansieht 😉
Bilder dazu folgen – aber jetzt muss ich los – ich doch einen Termin zum spanischen, nein zum katalanischen Mittagessen und freue mich auf meine nächste wichtige Begegnung – seid gespannt.
Mein Quartier in dieser Nacht: Hotel Campanile, Moirans