Stoffe müssen sein
Auf ins Stoffgeschäft
ich gehöre auch zu der Sorte, die nicht an Stoffgeschäften vorbei kommen, ohne etwas mitnehmen zu müssen. In letzter Zeit habe ich jedoch einen großen Bogen herum gemacht, genau aus diesem Grund. In meinem Schrank liegen viel zu viel Stoffe, die auf ihre Bestimmung warten.
Gestern war ja Feiertag und so blieb ich verschont, von einem Kaufrausch. Aber aus Porto weg zu fahren und nicht ein einziges Stoffgeschäft von innen gesehen zu haben, das geht ja nun gar nicht. Zumal ich überzeugt bin, dass meine Nähfreundinnen sich sicher schon gefragt haben, warum ich denn kein Stoffgeschäft suche. Portugal gehört zu den Ländern, in denen das Schneiderhandwerk einen hohen Stellenwert hat. Auch viele Braukleider werden in Portugal produziert.
Ich habe ja schon die Tage zuvor immer wieder nach Geschäften gegoogelt und bin fündig geworden. Eines davon sprach mich aber besonders an und zwar das „World of Fabrics“ da ist ja schon der Name Programm. Zuvor schaue ich noch, ob es ein Geschäft in der Nähe des Flughafens gibt, aber leider finde ich an der angegebenen Adresse nichts. Ich muss also wieder zurück in die Stadt. Kein Problem, sind nur 17 km und bei fast 7000 km die ich fahren werde, fällt das wohl kaum ins Gewicht.
Ein Traum jeder Schneiderin
Der Laden sieht von außen eher unscheinbar aus, aber es ist schon reger Betrieb als ich ihn betrete. Mein Auto habe ich im Parkhaus geparkt, denn ich bin wieder mitten in der Innenstadt und zwar in unmittelbarer Nähe, wo ich gestern mit Purgi war um die Zigarren zu kaufen.
Im erstem Moment bin ich kurzfristig überfordert, aber wie gesagt, das war nur der erste Moment. Ich finde alles, von der Spitze, Jersey, Leinen, Bademodenstoffe ohne Ende und im Untergeschoss noch mal Spitze über festere Stoffe für Kissen, schön gemusterte Fleecestoffe und vieles mehr. Ich gehe mit einer sehr großen und schweren Tüte raus und zum Glück für meinen Geldbeutel, möchte ich auch weiterreisen und die Zeit ist knapp, der Platz im Auto ist auch begrenzt. Ständig hin und her räumen mag ich den Stoff auch nicht. Aber ganz ohne Stoff, Porto verlassen, das käme nicht in Frage.
Der Stoff ist also verstaut und ich habe Hunger, es bietet sich an, hier noch etwas zu essen und ich gehe auf die Suche nach einem Restaurant mit Außenbewirtung. Minnie bleibt plötzlich stehen und will keinen Meter mehr gehen, das hat sie in letzter Zeit öfters. Es war wohl auch für sie etwas viel die letzten Tage in der Stadt. Während ich geduldig warte, ob sie denn doch noch laufen möchte spüre ich Regentropfen und ich schaffe es gerade noch rechtzeitig ins Parkhaus, bevor der große Regenguss herunterprasselt. Gute Minnie. Glück gehabt, auch mit meinen Stoffen. Ich poste natürlich sofort in unserer Nähgruppe Fotos von dem Geschäft und von meiner Beute.
Planänderung
nach einer ziemlichen Strecke auf der Autobahn, sehe ich einige Antworten auf meinen Post. Gundi, meiner Nähfreundin und Admine unserer Gruppen, verrate ich wohin die Reise heute geht. Santiago de Compostela ist geplant und sie meinte – noch 30 km weiter und Du bist am Ende der Welt – das muss ich mir ansehen. Ein Stop ist so oder so grad nötig und so google ich mal.
Finisterre kommt vom lateinischen „finis terrae“ – was „Ende der Erde“ bedeutet. Legenden und Sagen ranken sich um diesen mystischen Ort. Für die Menschen in der Antike und im Mittelalter endete an dieser Landzunge nicht nur die bekannte Welt, sondern am Kap Finisterre ist auch der inoffizielle Endpunkt des Jakobwegs.
Das hört sich doch gut an. Es ist wieder mal von Vorteil, noch keine Unterkunft gebucht zu haben, denn ich fahre nun direkt nach Finisterre oder Fisterra auf galicisch. Es sind doch 84 km von Santiago de Compostela und das ist dann morgen zu weit. Aber sehen möchte ich diesen magischen Ort schon. Vielen Dank liebe Gundi für diesen tollen Tip.
Ich habe nun doch schon sehr viel gesehen und man wird etwas müde, aber nur so lange bis sich dann aus heiterem Himmel wieder Landschaften öffnen, bei denen einem der Mund offen stehen bleibt, so schön sind sie. Und genau das habe ich auf meinem Umweg erlebt. Die Hinweisschilder zeigen Vigo an und vor mir breitet sich das Meer aus, das sich bis ins Landesinnere gräbt. Es gibt hier mehrere Landzungen, die sich so in die Umgebung einfügen und einfach traumhaft anzusehen sind.
Es geht über mehrere Brücken und es ist sehr schade, dass ich hier nicht stehen bleiben kann, dann muss ich eben von der Autobahn runter fahren. ein kurzer Stop geht immer. Ich weiß gar nicht mehr wo das war, aber es war wunderschön, wie man auch anhand der Bilder sieht. Es ist der perfekte Reisetag, mal abgesehen von dem Regen zwischendurch.
Ein missglückter Sonnenuntergang
Es ist jetzt 16:00 und ich habe durch den Umweg statt 50 km noch 100 km zu fahren. Da bietet es sich doch an, dort in Finisterre den Sonnenuntergang zu geniessen. Auf dem Weg dahin staune ich immer wieder über die Schönheit Galiziens, lasse mich wieder bei einer Brücke zu Fotos motivieren und kurve gemütlich durch die Gegend. Freiheit, Begegnungen, wenn auch nur sehr kurz mit einem Ola während ich die Fotos mache. Ein alter Mann, der in seinem Garten arbeitet und eine Frau, die sich sicher gerne unterhalten hätte. Aber leider no Espanol. Portugal habe ich schon lange verlassen.
Nur noch 45 km, aber die führen in die Berge hinauf, wohlgemerkt auf 300 m 😉 und sind sehr kurvenreich, da kommt man nur sehr langsam voran. Und ich frage mich, was diese Steinhäuschen für eine Bedeutung haben. vielleicht kann mir das jemand beantworten. Ich bin immer noch nicht dazugekommen, das zu googeln. Und um halb acht erreiche ich mein Ziel und bin überwältigt. Traumhaft schön breitet sich das Meer vor mir aus und ich fahre bis vorne zum Leuchtturm, wo es nicht mehr weiter geht. Eine Runde mit Minnie, Fotos machen, eine Kleinigkeit essen, ich habe ja alles dabei und dann warte ich auf den Sonnenuntergang, nachdem ich umgeparkt habe.
Kurz überlege ich, ob ich hier im Auto schlafe, aber ich habe viele Hotels in Finisterre gesehen und bin sehr zuversichtlich. Auch hrs sagt mir, dass es Hotels gibt, in denen Hunde erlaubt sind. Also was soll da noch schief gehen. Aber es kommt zuvor noch ganz anders.
Es sind mittlerweile Wolken aufgezogen und die Chance auf einen Sonnenuntergang ist gefährdet. Aber unterhalb dieser Wolkendecke strahlt die Sonne noch in voller Kraft hervor. Vielleicht…. klappt es ja doch. Einige Wohnmobile und Caravans stehen auf dem Parkplatz und die Menschen sammeln sich auf dem erhöhten Stücken Fels wo man einen traumhaften Blick hat. Auch ich gehe dahin und warte nun…… Es ist kurz vor 21:00 und jetzt schaue ich mal nach, wie lange ich hier noch sitzen muss, um den Sonnenuntergang zu sehen. Ich bin da manchmal ja nicht so romantisch. Zumindest auf dem kurzen Stück, das die Wolken freigeben, sollte man die strahlende Sonne um 21:32 untergehen sehen, na das sollte doch noch klappen. Ich übe mich ja gerade in Geduld 😉
Um 21:20 ziehen sich auch auf dem kleinen Stückchen die Wolken zu und fertig ist der Sonnenuntergang, der ohne uns stattfand. Allerdings gab es auf der anderen Seite ein traumhaftes Wolkenbild. Wie das geht verstehe ich immer noch nicht.
Die geteerte Strasse führt noch weiter nach oben und ich möchte einen anderen Rückweg nehmen, das Navi zeigt mir die Strassen an, allerdings ohne, dass ich ein Ziel eingegeben habe. An einer Abzweigung geht ein Schotterweg weiter, den ich beschwingt nehme….. Ein Fehler…….Ein großer Fehler….. ein sehr großer Fehler und es ist seeehr lange her, dass mein Adrenalin derart in die Höhe schnellt. Warum? Das ist ein eigene Geschichte 😉