Cabo Fisterra

Wieviel wiegt der Hund

werde ich an der Rezeption gefragt. Da halte ich Minnie mal kurz hoch und ein Lächeln macht sich breit. Ok. Wir haben ein Zimmer. Morgen entscheide ich, ob ich nicht doch eine weitere Nacht hier bleiben möchte. Und genau das tun wir. Denn ich muss diesen Weg noch einmal zu Fuß gehen, den ich gestern mit dem Auto gefahren bin.

Das Hotel habe ich schon in hrs entdeckt, 40,- die Nacht für das größere Zimmer, das nehmen wir doch. Frühstück 6,50 das ist auch toll. Und der kleine Sohn ist begeistert von Minnie. Auch für Minnie ist diese Reise anstrengend, im Auto schläft sie zwar sehr viel, aber so ein unruhiges Leben ist sie doch nicht gewohnt.

Müde falle ich um kurz nach 22:00 ins Bett und kann aber noch nicht schlafen. Zu sehr gehen mir die Erlebnisse von gerade eben durch den Kopf.

Eine Fahrt, die das Adrenalin hoch treibt

Ich nehme also die geteerte Strasse weiter nach oben, biege an der Abzweigung ab und fahre die Schotterstrasse entlang, die zuerst ganz gut aussah. Schotter eben. Bis die ersten Risse im Boden kommen, aber ich höre nicht auf meine innerste Stimme, die mir zuflüstert: dreh doch um Ilse. Nein, warum? es geht doch gut. Spätestens an dem Schild wo es nach San Guillerm geht, wo ich ja nicht hin möchte, müßte ich umdrehen, da beginnt die Schotterstrasse zum Wanderweg zu werden.

Tiefe Furchen graben sich in den Weg. Auf dem Navi sehe ich, dass es länger ist umzudrehen, als weiter zu fahren, denn da geht dann rechts auch ein Weg, der wieder direkt in die Stadt führt, also fahr ich weiter, es ja nicht mehr so weit. Es wird immer schlimmer und ich lenke das Fahrzeug an den gröbsten Furchen vorbei, sehe zwei riesige Steine auf mich zukommen und …. klar, ich bin müde, sitze den ganzen Tag im Auto und dann sowas. Es kommt wie es kommen musste, der Stein küsst den Unterboden meines BMW’s und ich hoffe sehr, dass es nur ein Streifschuss ist. Es hat sich auf alle Fälle schlimm angehört.

Gleich muss die Kurve kommen, wo es in die Stadt geht. Während dem Schreiben muss ich dann doch wieder lachen, die Situation war so grotesk, . Man muss sich das mal vorstellen. Da fährt Ilse mit einem 6er BMW, der wahrlich kein Geländewagen ist, mitten durch den Wald in Fisterra. Nur weil ich nicht umkehren wollte. Manchmal ist es besser umzukehren, das ist eine Lektion des Lebens und nicht nur hier anwendbar 😉

Die Aussicht ist traumhaft, aber….

 

es geht da doch nicht weiter und jetzt stehe ich vor der Abzweigung und….. die geht in den Wald, ein Waldweg….. das kann doch nicht sein. Da komme ich doch sicher nicht weiter. Oh nein, und jetzt? Den Weg nach oben zurück? An den beiden bösen Steinen vorbei? Nein es geht auch ein Weg unten weiter, ich kann hier eine Runde fahren, muss eben nun alles wieder zurück.

Es läuft ganz gut und ich treffe auf einen Wanderer mit einem Hund. Seine Gedanken möchte ich lesen, aber ich glaube das kann ich auch erahnen: Wie kommt die Verrückte denn mit dem Auto hier her. Dann noch mal eine Weggabelung. Links nach oben, rechts gerade aus. Einer Eingebung folgend, der ich zu Anfang ja nicht vertraut habe, lenke ich nach links und traue meinen Augen nicht.

Es geht steil nach oben, wie soll ich da denn hoch? Auch hier sind Steine und Furchen. Es hilft nichts, es bleibt nichts anderes übrig, als aufs Gas steigen und durch. Selbst umdrehen ist nicht mehr möglich. Spätestens jetzt fange ich an zu schwitzen.

Also los, sanft Gas geben und rauf, möglichst vorbei an den ganz tiefen Furchen, nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam, damit ich nicht stecken bleibe.

Es wird noch steiler

Es ist ein Wanderweg….. mit einer seeehr hohen Steigung. Ich drück das Gaspedal durch und fasse es nicht. Der BMW fährt da aber zum Glück hoch wie nichts, mein Herz klopft bis zum Anschlag. Wie weit ist es noch? Ich sehe den Weg im Navi und kann aber nicht mehr die Ansicht verändern, weil ich mich voll konzentrieren muss, nicht noch einen Fahrfehler zu machen. Es wäre fatal gerade hier um kurz vor 22:00 im dunkeln stecken zu bleiben und nicht mehr weiterzukommen. Wenn nur ein Rad in so eine Furche gerät passiert genau das.

Dann kommt ein ganz böses steiles Stück mit noch tieferen Furchen, die auch quer über den Weg laufen und krampfhaft umklammere ich nur noch das Lenkrad, drücke das Gaspedal bedächtig durch und bete zu allen Göttern, die ich kenne, dass ich da heil hoch komme. Das ist der Moment, der selbst beim Schreiben noch Adrenalin ausstößt.

Und irgendwie müssen sich Wolfgang und wer auch immer da oben auf mich achtet, zusammengetan haben, damit ich dieses Stück des Weges schaffe. Denn ich bin oben, an der geteerten Strasse. Uff… jetzt brauch ich nur noch ein Zimmer.

Ich muss da wieder hin

diesmal aber zu Fuß und ich muss die Strecke fotografieren, das glaubt mir ja doch keiner. Kann es selbst ja kaum glauben, was ich da wieder fabriziert habe. Während der Fahrt war es leider nicht möglich, die Kamera zu halten…. hihihi…. Ich wollte so oder so eine Wanderung machen, warum nicht hier. Vor allem hat es mich interessiert, wohin der Waldweg führt und ob es nicht möglich gewesen wäre, ihn zu fahren.

Nach einem ausgiebigen Frühstück mache ich mich mit Minnie auf den Weg direkt vom Hotel aus. Dabei treffe ich auf ein älteres Paar, das mit einer Katze unterwegs ist. Alles ist möglich. Ich finde die Temperaturen hier angenehm, den beiden ist es zu kalt. Die sehr sympathische Frau kommt aus Brasilien und ihr Mann aus Afrika, da ist alles klar.

 

Ich habe die Strecke in Komoot aufgezeichnet und es war eine sehr schöne und vor allem spannende Wanderung. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass mein Auto mich da nach oben gebracht hat, ohne auch nur einen Kratzer abbekommen zu haben. Abgesehen von dem bösen Stein, aber der war am Weg nach unten. Erst recht kann ich es nicht fassen, als ich diesen Weg nun nochmal zu Fuß ging, wofür er auch bestimmt ist.

Heute habe ich erst gesehen, welch wunderschöne Aussicht ich gestern hatte, aber das hat mich alles nicht mehr interessiert.

 

Dieser Teil, das Ende der Welt 😉 ist ein traumhaftes Stückchen Erde, das sich auf alle Fälle lohnt zu besuchen. Die Hänge sind derzeit voll mit wunderschönen gelben Blumen und sattem Grün. Auch hierhin führt der Jakobsweg und nun bin ich ein winzig kleines Stückchen davon gelaufen und wer weiß, vielleicht gibt es ja doch mal den langen, weiten Weg, ich könnte es mir vorstellen. Aber dann ohne Auto 😉

Minnie ist auch müde und ich habe Hunger

Am Nachmittag schreibe ich an meinem Blog während Minnie schläft. Das kleine Städtchen möchte ich auch noch erkunden und habe die Hoffnung, schon etwas zu essen zu bekommen, aber die Restaurants öffnen alle erst um 20:00 und so habe ich Zeit meinen Blog und mein Erlebtes nieder zu schreiben, nachdem ich einen kleinen Rundgang durch das zauberhafte Fischerdorf gemacht habe.

Ach ja.. und ob der Waldweg geeignet gewesen wäre und die Aussicht von meinem kurzen Weg abseits der Autoroute 😉 das bekommt ihr morgen zusammen mit den Bildern vom Fischerdorf 🙂

 

 

10 Kommentare
  1. Ute Hoehl sagte:

    Mir fehlen die Worte Mutig und verwegen bist du. 😂Ich bin auf den Canaren auch mal auf so einen Wanderwege geraten war aber nicht so mutig. Habe ziemlich schnell eine Stelle zum wenden gesucht. 😂😂Hätte auch gar kein Navi 😉

    • Ilse sagte:

      😂😂 mutig, verwegen, oder einfach kopflos 😂 spannend war es allemal 😉 und es ging ja gut, aber ohne die Übersicht einer Landkarte wäre es wesentlich schwieriger gewesen, wenn man so gar nicht weiß, wo es lang geht.

  2. Gundi sagte:

    Oh,oh Ilse mir klopft mein Herz bis zum Hals wenn ich das lese. Das war wahnsinnig aufregend und das mit einem solchen „Geländewagen“. Bin ich froh dass du da heil wieder runter gekommen bist

    • Ilse sagte:

      Herrlich, Deine Reaktionen Gundi. you made my day 🙂 dann ist es mir gelungen, meine Emotionen zu beschreiben. Da gibt es noch einige in meinem Leben. Schon alleine die letzten 12 Jahre bei unseren Tauchabenteuern. Da bin ich wieder bei meinem Buch 😉 Danke Dir

  3. Dagmar sagte:

    Einfach spannend zu lesen – muss mir immer wieder Zeit dazu nehmen und wünsche Dir noch viele viele schöne Erlebnisse und alles Gute 😉😉

    • Ilse sagte:

      Danke liebe Dagmar, leider geht die Reise dem Ende zu, was aber ja nicht heißt, dass es danach nicht auch schöne Erlebnisse gibt. Nur nicht mehr so komprimiert 😉

  4. Dagmar sagte:

    Hallo!
    Muss doch immer wieder reinschauen – einfach spannend und toll, diese Reise. Alles Gute und noch viele viele schöne Erlebnisse !!!!
    Liebe Grüße

Kommentare sind deaktiviert.