Camping im Naturschutzgebiet

Eine sehr stürmische Nacht und der Stuhl

der Schlafsack ist kuschelig warm, allerdings empfiehlt es sich, ganz eingemummelt zu sein, denn es ist kalt in der Nacht. Das wäre aber noch nicht das schlimmste, wenn es nicht so richtig stürmen würde. Minnie kuschelt sich ganz eng an mich, aber sie ist ruhig und schläft friedlich. Als es fast das Zelt wegweht und es dementsprechend auch laut durch alle Nähte pfeift, nehme ich sie zu mir in den Schlafsack hinein und so verbringen wir die Nacht. Bzw. erst mal die halbe Nacht, denn um 3:00 morgens sollte ich dringend auf die Toilette. Also ziehe ich mir den Bademantel über, schlüpfe in meine Schuhe und verlasse das Zeit. Minnie tappt mir seit wir hier sind immer brav hinterher und so auch heute Nacht. Ich denke mir nichts und bin froh noch rechtzeitig die Waschräume zu erreichen. Als ich jedoch wieder heraus komme, ist Minnie weg, sonst wartet sie vor der Türe. Ich mache mich auf die Suche, keine Minnie da. Dann hole ich eine Taschenlampe und gehe Reihe für Reihe durch die Anlage und verstehe was das heißt, wenn sie mal abhaut. Laut rufen kann ich ja auch nicht, es ist 3:00 morgens, da handle ich mir Ärger ein, also pfeife ich immer wieder mal kurz. Sie ist verschwunden. Was soll ich tun, sie kann ja eigentlich nicht raus, das Gelände ist rundherum zu, also muss sie irgendwo sein. Oberhalb der Waschräume habe ich noch nicht geschaut, da ist das Restaurant, vielleicht ist sie dort hin. Ich stehe verloren mit meinem blauen Bademantel in der Gegend herum und bin verzweifelt. Da kommt sie mir schwanzwedelnd aus der Richtung von der Rezeption entgegengelaufen. Was bin ich erleichtert. Und jetzt kann ich mir auch denken was passiert ist. Sie war so begeistert von manchen Gerüchen am Weg, dass sie nicht darauf geachtet hat, wohin ich gegangen bin.

Ja der Stuhl hat auch so seine Geschichte, den muss ich UNBEDINGT mitnehmen. Den brauche ich bestimmt. Irgendwann will man sich auch mal auf einen Stuhl setzen. Ich wage es nicht, zu widersprechen. Nicht meiner Tochter, nicht meinem Schwiegersohn 😀 Und dann sagt das meine Tanja auch noch. Also wird der Stuhl natürlich beim Zeltaufbau auch hingestellt, denn ich muss ja auch mal auf einen Stuhl sitzen. Und was soll sich sagen, so ziemlich alles flog in dieser Nacht durch die Gegend, nur der Stuhl stand da, wo ich ihn hingestellt hatte. Er hat den Sturm unbeschadet überlegt. Alle Achtung. Er gibt sich Mühe, mir zu gefallen, der Stuhl. Und ich bin sicher, irgendwann, bin ich froh, ihn zu haben 🙂

Es stürmt immer noch, aber wir gehen wandern

In dieser Nacht wache ich noch öfters auf, schlafe aber wieder gut ein bis um halb neun. An die Sommerzeit muss ich mich noch gewöhnen. Ich koche meinen Tee und danach gehts erst unter die Dusche. Frühstück gibt es im Restaurant, einen Kaffee und getoastetes Brot mit Butter und Marmelade. Schon gestern Abend habe ich mir noch die Wanderroute über Komoot rausgesucht, die ich gehen will. Langsam anfangen, ich bin ja total ungeübt. Und es geht ziemlich bergauf, da komme ich schon schnell aus der Puste, aber es tut sehr gut. Der Wind pustet Minnie beinahe weg. Da die Sonne scheint, ist es für mich nicht ganz so schlimm. Wir laufen durch wunderschöne Wälder und Wege. Einmal komme ich vom vorgegebenen Weg ab und mache einen kleinen Umweg. Wir haben eine traumhafte Aussicht, also dann doch eher ich habe die, denn Minnie ist ja auf Grashöhe. Bei den ganz engen Wegen ist sie mir dicht auf den Fersen, ich glaube, sie hat nicht den gleichen Spaß wie ich, aber sie läuft tapfer mit.

Meine Nikon habe ich heute auch dabei, ich möchte mal wieder Fotos machen und nicht nur knipsen. Allerdings brauche ich dann wieder Zeit zum bearbeiten und auch ein WLAN um die Bilder hochzuladen. Hier am Campingplatz habe ich nur das Mobilnetz und das braucht zu viel Datenvolumen, ist auch viel zu langsam.

Die Tour ist ein schöner Rundweg, der zuerst etwas nach oben geht und dann wieder zum Meer. Minnie flippt am Meer immer total aus, sie liebt es und tobt fröhlich hin und her. Ich lege eine Pause ein und esse meinen Proviant, der im Rucksack ist. Minnie bekommt natürlich auch etwas ab. Es ist ein superschöner Strand, voll mit Muscheln, man kann sich gar nicht satt sehen daran. Beim drüberlaufen klingt es wie Musik in den Ohren, wenn die Muschelhälften sich berühren. So und in dieser Form habe ich noch keinen Strand gesehen, entweder waren die Muscheln schon sehr zerbrochen oder zermahlen, aber die hier sind alle ganz, traumhaft schön.

Eine kleine Pause und dann das Zelt umbauen.

wir waren mit der Pause dann doch zweieinhalb Stunden unterwegs. Ich koche mir einen Kaffee, denn dank Wolfgang habe ich auch meine kleine Kaffeemühle und die ganz kleine Frenchpress dabei. Wolfgang brauchte auch in Ägypten seinen Kaffee und so erinnere ich mich gerne an ihn, wenn ich frischen Kaffee mahle. Klar, dass ich dabei auch wehmütig werde und doch bin ich dankbar für die schöne Zeit, die wir zusammen sein durften.

Mein Zelt steht ungünstig, das Stromkabel reicht gerade mal bis ins Zelt, das sollte näher sein und von der Sonne her, wäre es besser, wenn ich es drehe. Ich muss aufpassen, dass es nicht weggeweht wird, denn es stürmt immer noch, etwas weniger, aber der Wind pfeift immer noch über den Platz.

Ich bekomme vom Nachbarn eine Einladung zum Kaffee

Rainer schaut um die Ecke und lädt mich zum Kaffee ein, was ich total nett finde. Auch kann ich gerne seinen Tisch benutzen, ich habe ja nur meinen Stuhl (den ich übrigens immer noch nicht benutzt habe, ausser zum Handtuch trocknen) Kaffee hatte ich ja schon, also lehne ich den dankend ab, aber ich komme gerne rüber, wenn ich das Zelt gedreht habe. Rainer wohnt in diesem riesigen Truck und ich darf ihn auch innen ansehen. Da kann man es echt aushalten, eine ungewöhnlich große Küche, das Bett ist über dem Dach des Pickups, der mit dem Anhänger über eine extra eingebaute Kupplung verbunden ist. In USA sieht man so etwas häufiger, die haben aber auch mehr Platz auf den Campingplätzen. Rainers „Haus“ steht also schräg in der Parzelle, anders geht es nicht. Den Teil, wo der Tisch sich befindet, kann man nach außen fahren, noch mehr Platz. Auch über einen Abstellraum, der auch von außen zugänglich ist, verfügt das fahrende Haus. Und doch ragt er nur 6m nach hinten raus, wenn der Auflieger an den Pickup gekoppelt ist. Das ist schon beeindruckend. Und natürlich trinke ich gerne auch noch einen Kaffee. Minnie liegt zufrieden in der Sonne und erholt sich von der Wanderung.

Es ist Zeit zum Abendessen und so verabschiede ich mich und mache mich auf den Weg ins Restaurant, wo es heute eine Pizza gibt. Ich schaffe gerade mal die Hälfte, die Portionen sind echt groß, das ging mir gestern schon so, da konnte ich auch nicht alles aufessen. Minnie darf ja auch hier nur auf die Terrasse und irgendetwas macht ihr dort total Angst, sie zittert am ganzen Leib. Sind es die Seitenwände, die zugemacht wurden, oder das Wasser vom Pool, das spiegelt, oder der Wind, der immer noch durch alle Ritzen pfeift. Ich weiss es nicht und so gehen wir ziemlich bald in unsere Behausung, unser umgebautes Zelt. Heute empfinde ich es etwas kälter als gestern und ziehe mich wärmer an. Mit der Zeit läßt der Wind aber zum Glück nach und ich hoffe auf besseres Wetter.

Campingplatz Ribamar

 

 

 

 

2 Kommentare
  1. Kerstin Wolf sagte:

    Liebe Ilse, sehr unterhaltsam geschrieben. Buh ich kann mit dir fühlen, wenn der Hund im Dunkeln nicht mehr sichtbar ist. Die Zeichnungen sind wunderschön.

    • Ilse sagte:

      Libe Kerstin,
      vielen Dank für Deine Rückmeldung. Und ja, sie hat mir schon einen Schreck eingejagt.
      Die Zeichnungen sind von meiner Schwester, der ich auch noch einen Beitrag widmen werde 🙂

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